Fleischeslust,  Rezepte

Hähnchenschenkel mit Lauch und Weintrauben

Blick von oben in die Pfanne mit den gebratenen Hähnchenschenkeln, umgeben von Kartoffel- und Lauchstücken und Weintrauben in einer sahnigen Sauce mit Thymian.

Ja, ja, es ist hier immer noch ruhig. Aber wenn man gefühlt seit Ende August von Fast Food lebt und einfach nicht mehr „ordentlich“ kocht, geschweige denn kreativ kocht, gibt‘s auch kein Futter für den Blog. Seit Wochen sind Lieferdienste, Pommesbuden, Bofrost Gerichte (Dank der schier unerschöpflichen Vorräte meiner Mama) und TKP (ausgesprochen Ti-Käj-Pi, das Kürzel für Tiefkühlpizza im Hause Odette) unsere besten Freunde. Warum? Tja, zum Teil aufgrund der einschneidenden Ereignisse, die Du hier nachlesen kannst. Und diese Ereignisse hatten Folgen…

Es ist etwas passiert, das ich noch Anfang August weit von mir gewiesen hätte. Was lange Zeit völlig undenkbar war: Der beste Mann von allen und ich haben in der Phase, in der wir das Sterben meiner Mama begleitet haben, beschlossen, das Haus nach ihrem Tod zu übernehmen. So bin ich also in mein Elternhaus zurückgekehrt; dahin, von wo ich als Teenager ganz dringend weg wollte. Ich wollte Stadt statt Vorstadt. Ich wollte Leben vor der Haustür und keinen Vorgarten.

Als die Kinder klein waren, wäre ein Haus mit Garten natürlich nett gewesen. Als junge Familie findet man den Gedanken nicht so abwegig. Zu dem Zeitpunkt erfreuten sich meine Eltern aber noch bester Gesundheit und wir schauten uns verschiedene Häuser in der Stadt an. Hätten fast eins gekauft, das war eine ziemlich knappe Kiste. Und waren dann froh und glücklich, weiter mit den Kindern in unserer tollen Altbauwohnung zu wohnen. Ohne Garten, dafür mit winzigem Balkon, auf dem sich bei Partys dann doch erstaunlich viele Leute aufhalten konnten.

Als die Fragestellung drängender wurde, was wohl mit meinem Elternhaus geschieht, wenn der Erbfall eintritt, hat mir das wirklich gedanklichen Stress bereitet. Ich wollte dieses Haus nicht. Wollte nicht das Leben meiner Eltern leben. Aber was wären die Alternativen gewesen? Vermieten? Herrje, da weiß man ja auch nie, wen man da so kriegt. Und als Vermieter muss man sich dann dauernd um irgendwelche Problemchen kümmern. Keine Option! Verkaufen? Und wohin dann mit dem Geld? Macht ja keinen Sinn, das auf die Bank zu legen. Also auch keine Option. Am liebsten hätte ich mich gar nicht mit dem Thema auseinander gesetzt.

Und dann zogen der Mann und ich als Gäste in mein Elternhaus ein, um meine Mama zu pflegen. Tja, und dann fing ich plötzlich an, den Gedanken an das Haus nicht als Belastung sondern als Chance zu sehen. Wir saßen bei schönem Wetter im Garten und haben was-wäre-wenn-Gedankenfäden gesponnen. Vielleicht wäre das der richtige Zeitpunkt, die Dinge neu zu denken? Mein Schwager hielt eine flammende Fürsprache und sagte abschließend so schön: „Ihr müsst das Haus zu Eurem machen“. Kluger Schwager. So haben wir das gemacht und jetzt fühlt sich alles genau richtig an und ich habe noch keine Minute gezweifelt, ob wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Also haben wir die letzten Wochen damit verbracht, neben unserem Broterwerb den Haushalt meiner Mama aufzulösen, den ganzen Papierkram zu erledigen, Renovierungsarbeiten zu beauftragen, Möbel zu bestellen, unsere Wohnung in der Stadt nach und nach aufzulösen und schließlich umzuziehen. Dass da keine Energie zum Kochen blieb, ist wohl nachvollziehbar.

Umso schöner, inzwischen so angekommen zu sein, dass ich nicht mehr jede freie Minute irgendwas putze, einpacke, auspacke oder sortiere, sondern mir wieder Gedanken über Abendessen machen kann. So gab es vor wenigen Tagen diese Hähnchenschenkel (okay, gefunden beim Absortieren des Gefrierschranks – die mussten weg!) mit einer schnell improvisierten Beilage aus Kartoffeln, Lauch und Weintrauben. Ich habe die Pfanne hastig (und schlampig) für Instagram fotografiert, bevor wir den Inhalt gierig verschlungen haben. Und dann war ich überrascht, wie viele begeisterte Kommentare ich dafür erhielt.

So, und jetzt gibt‘s hier das unkomplizierte Rezept für zwei Personen und Du bist wieder auf dem neuesten Stand, was bei mir so los ist.

Man nehme

  • 2 Hähnchenschenkel in Bio-Qualität
  • 4 mittelgroße Kartoffeln, längs geviertelt
  • 1 Stange Lauch, in breite Ringe geschnitten
  • 1 Zwiebel, gewürfelt
  • 250 ml trockener Weißwein (plus mehr für die Köchin, Du weißt ja)
  • 150 ml Hühnerfond
  • 1 Lorbeerblatt
  • ca. 1 TL getrockneter Thymian
  • 100 ml Sahne
  • 1 Handvoll kernlose Weintrauben
  • 1 EL Olivenöl
  • 1 EL Butter
  • Salz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle

So geht‘s

Zerlasse die Butter zusammen mit dem Olivenöl in einer Schmorpfanne und brate die Hähnchenschenkel darin von allen Seiten bei mittlerer Temperatur an, bis die Haut leicht gebräunt ist. Dabei salzen und pfeffern. Gib dann die Zwiebelwürfel dazu.

Wenn die Zwiebel golden wird, verteile die Kartoffelspalten und die Lauchstücke rings um die Hähnchenschenkel. Gib die Kräuter zu und gieße den Weißwein und den Hühnerfond an. Lege den Deckel auf und schmore das Ganze ca. 45 Minuten bei niedriger Temperatur.

Gieße die Sahne an und verteile sie mit einem Löffel gleichmäßig. Gib dann die Trauben dazu und koche alles nochmal ohne Deckel auf. Abschmecken und servieren.

Lass es Dir schmecken!

14 Comments

  • Amalie

    Liebe Odette,
    das „schlechte“ Foto (😂im Ernst, ich wäre oft froh wenn meine „guten“ Fotos so schön wären, wie Dein „Schlechtes“) macht so Appetit auf Hähnchen-Schenkel! Ich weiß auch nicht, irgendwie koche ich nie Hähnchen-Schenkel, sondern immer nur ein ganzes Hühnchen im guten alten Drucktopf meiner Schwiegermutter. Vor allem wegen der unendlich leckeren Suppe, die oft so gut tut. So, aber jetzt gibt’s demnächst mal Hähnchen-Schenkel nach Deinem Rezept..klingt köstlich und vor allem machbar…ich bin ja im Gegensatz zu Dir mehr Bäckerin als Köchin.
    Und sooo schön, dass Ihr Euch nun wohl schon so gut in Deinem Elternhaus in der Vorstadt eingelebt habt. Ich wohne nun schon seit vielen Jahren nicht mehr in der Stadt. Ich konnte mir das nie vorstellen, weil ich in der Stadt aufgewachsen bin. Ich dachte ich werde auf dem Land nie schlafen können, ohne Autogeräusche und Strassenbahn vor der Haustüre. Inwischen ist das Gegenteil eingetreten. Und immer dann, wenn wir mal wieder einen Ausflug in die Stadt unternommen haben, atme ich entspannt auf, wenn wir hier auf’s Land (ist bei uns nicht mehr so richtig Vorstadt) zurückgekehrt sind. Auch wenn es von Haustür bis zum Stadtzentrum München gut 45 Minuten mit dem Auto sind, nehmen wir diese Zeit gerne in Kauf um hier in Ruhe und Frieden leben zu können.
    Weiterhin gutes „wieder einleben“ und alles Liebe für Dich,
    Amalie aus dem Wohnzimmer auf dem Land! ❤️

    • Odette

      Hühnersuppe aus dem Schnellkochtopf gibt‘s bei uns auch regelmäßig. Lieblingssuppe und Seelenwärmer zugleich. Aber ich finde, so geschmorte oder knusprig gebackene Hähnchenkeulen aus dem Ofen sind auch nicht zu verachten. 😋 Und eigentlich machen die sich ja auch fast von selbst. Aber vermutlich behauptest Du das auch von manchen Backrezepten und ich wäre trotzdem skeptisch… 😄
      So richtig auf dem Land ist unser Häuschen tatsächlich nicht. Da sprechen Deine Bilder doch eine ganz andere Sprache. Aber im Vergleich zu “mitten in der Stadt” ist das hier schon eine große Veränderung. Aber ich muss feststellen, dass sich das Leben hier (trotz Job) auf wundersame Weise entschleunigt. Und das ist ziemlich schön. Wie mag das erst im Sommer werden, wenn man dann den Garten genießen kann? 🙃

  • Claudia

    Es ist sooo schön, zu lesen, wie sich alles gefügt hat bei dir/euch. Ich stell mir das so harmonisch vor, wie du und der beste Mann von allen so im Garten gesessen seid, der Blick gen Himmel und der beste Mann von allen sagt: „ist es nicht schön hier, Schätzelchen?“ Dann sagst du nach dem du die angehme Vorstadtluft eingesogen hast „Irgendwie schon“….. dann habt ihr euch in die Augen gesehen, euch an der Hand genommen und fast gleichzeitig die Worte ausgesprochen „Lass es uns tun“….. Das stell ich mir sooo sooo schön vor 🙂
    Bei uns wäre das so gewesen:….. Ich trinke Kaffee im Garten, mein Mann nippt an seinem Wasser (um diese Zeit – egal welche – trinkt er keinen Kaffee mehr) und er sieht auf die Uhr „Können wir dann?“ – denn wir sind natürlich nicht vorübergehend eingezogen….. Als ich vorsichtig ansetzen möchte, das Anwesen meiner Eltern schön zu reden, unterbricht er mich mit den Worten: „Wir können nicht die Wohnung UND das Haus erhalten. Mehr Sinn macht es, hier einzuziehen, aber fang ja nicht an, hier alles umreißen und verschönern zu wollen….“, was wir dann natürlich trotzdem machen…. 😉
    Naja, so sind die Beziehungen anders …. #romantikpur….
    Ich vermisse dich und deine humorvollen Zeilen zwar sehr, aber ich bringe momentan ja auch nichts zu…. ja zu was denn eigentlich? … zu „Papier“ nennt man es heute wohl nicht mehr….dann eher „zu Macbook“ 🤣🤣 weil mri einfach die Zeit fehlt….. aber die kommt wieder…genauso wie bei dir 💛
    Deine Schenkel sehen fantastisch aus 🤩 (dass ich jetzt nicht DEINE meine, sondern die von den Hähnchen, muss ich hier wohl nicht extra erwähnen 😉) Mein Mann würde die auch lieben, da er aktuell auch jede Variante von TiKäjPi kennt 🤣
    Hat mich sehr gefreut, endlich Zeit für deinen wundervollen Blogbeitrag zu haben 💛💛💛💛 und freu mich schon auf den nächsten….. 😘

    • Odette

      Da hast Du nicht nur Zeit gefunden, meinen Beitrag zu lesen, sondern auch gleich noch für einen sooo langen Kommentar! 💝
      Du guckst übrigens zu viel “Bergdoktor” oder so 🤣, ich muss Deine romantische Vorstellung leider zerplatzen lassen – es war nicht ganz so. 😅
      Was ich an dieser Stelle aber noch betonen möchte ist, dass MEINE Schenkel natürlich fantastisch aussehen; da kann das Hähnchen nicht mithalten! Und klar würde auch Mr. Right meine Schenkel (und die des Hähnchens) lieben! 😇
      Ach Claudia, die Zeiten für uns Bloggerinnen werden auf jeden Fall wieder besser! Nächste Woche haben wir die Wohnungsübergabe und dann ist dieses Kapitel endgültig abgeschlossen und das neue Kapitel fängt richtig an. Und zwar mit dem Teil, der nur noch Spaß macht! 🥳 Und ich hoffe sehr, dass sich auch bei Dir die Chaoswogen bald etwas glätten. Aber so ist das halt, wenn man plötzlich Karriere mit seinem eigenen Catering-Service macht… Fühl Dich gedrückt, meine Liebe! 🤗😘

  • Stephan

    Moin Odette,

    vielen Dank für dieses wundervolle Rezept.
    Einfach, ehrlich, ohne Schnick-Schnack und suuuperlecker.
    Ich habe die Menge der Hähnchenkeulen und der Kartoffeln verdreifacht, den Rest verdoppelt.
    Zu dritt haben wir dann alles verputzt und alle hatten ein zufriedenes mmmhhh-Grinsen im Gesicht.
    Als Beilage gab es noch einen gemischten Salat (Eisberg-Salatgurke-Frühlingszwiebeln-Radiwürfelchen) mit Olivenöl-Chiliessig-Feigenbalsam-Dressing.

    Nochmals danke und liebe Grüße von der Küste!
    Stephan

    • Odette

      Hey Stephan,
      danke für Dein tolles Feedback, das freut mich ganz unglaublich! Boah, da hattet Ihr aber Hunger! 😅😂 Aber klar, das Rezept lässt sich wunderbar erweitern (oder auch für eine Person runterbrechen, wobei Du meine Portion für zwei ja eh alleine essen würdest! 😁). Salat als Beilage geht immer und Dein Dressing dazu klingt super lecker.
      Alles Liebe aus dem Rheinland,
      Odette

  • Günter

    Schön, dass Du Deine wenigen🙈😅 Kochbücher erfolgreich übersiedelt hast und hier wieder etwas von Dir zu lesen ist. Ich habe vor einem Jahr eine kleine Wohnung mit und für den Sohnemann renoviert und kann mir vorstellen, was das für eine ganzes Haus bedeutet.
    Bei schlampigen Fotos kenne ich mich aus und ich mag das, wenn ein Essen so aussieht wie es wirklich ist. Die ganzen „gephotoshopten“ Bilder in Magazinen, Kochbüchern oder auf Instagramm brauche ich nicht wirklich. Deine Hähnchenpfanne sieht einfach nach Wohlfühl-Essen aus und steht schon ganz oben auf meiner „Will-machen“-Liste.

    • Odette

      Ja, das war schon eine Herausforderung und eine anstrengende Zeit. Aber so langsam kommen wir zur Ruhe. 😅
      Grundsätzlich möchte ich ja schon Lust auf das Essen machen. Wenn das auch mit schlampigen Fotos gelingt, umso besser! Aufgrund der neuen Räumlichkeiten, die keine “Foto-Ecke” mehr zulassen, wird es hier zukünftig sicher etwas improvisierter zugehen. Mal schauen, wie mir das gelingt. 😉

  • Ulrike

    Was für ein wunderbares Gericht! Ein Blick auf’s Foto genügt wieder einmal, um sich genau vorstellen zu können, wie es duftet und schmeckt. und das Schöne ist: man bekommt sofort Lust darauf, es nachzukochen… auch weil man sieht, dass man dazu nicht 1000 exotische Zutaten braucht, um dieses Gericht mit dem gewissen Etwas zuzubereiten. Eine Zutat ist wie immer dabei: ganz viel Liebe! Und die steckt auch in Deinem Text, der dem Rezept vorausgeht … etwas, was ich ganz besonders an Dir schätze und weshalb ich Dir auch bei Instagram von Herzen gerne folge.

    • Odette

      Was für ein schönes Kompliment, liebe Ulrike! Ich freue mich sehr, dass Dir Text und Rezept gefallen! Ja, hier steckt wirklich viel Liebe und viel Persönliches drin. Schön, wenn ich Dich damit abholen kann! Und wie toll, dass IG für so nette Kontakte sorgt und Menschen zusammenbringt, die sich sonst wahrscheinlich nie kennengelernt hätten! 🥰

  • Katja

    Wie schön, dass sich für euch alles so zum Guten gefügt hat! Es hört sich nach dem passenden Ort an, in dem ihr die kommenden Jahre verbringen könnt. Und für neue Kochbücher ist auch genug Platz 😉
    Vor 13 Jahren haben wir das Haus meiner Großeltern aufgelöst, das für mich mehr Zuhause war, als alle Wohnungen, in denen ich mit meinen Eltern gelebt habe. Liebend gerne hätte ich es übernommen, war aber weder in der Erbfolge an der Reihe, noch finanziell in der Lage, das alles zu stemmen. Der Tag, an dem das Haus leer war und wir einen letzten Blick in den Garten geworfen haben, war schlimm.

    • Odette

      Ooohhh Katja, das hört sich wirklich traurig an! 🥺 Ich dachte immer, ich könnte das Haus hier ohne Probleme hinter mir lassen. Habe mich jahrelang so distanziert dazu gefühlt. Wobei ich ja zu meinen Eltern ein gutes und liebevolles Verhältnis hatte. Aber irgendwie dachte ich immer, das Haus zu übernehmen würde gleichzeitig bedeuten, auch das Leben meiner Eltern zu übernehmen. Und das wollte ich auf keinen Fall. Heute weiß ich, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun hat! Ein gutes Gefühl! ☺️
      Und es ist wirklich ein Geschenk, so ein Haus einfach so zu bekommen. Dafür bin ich gerade wahnsinnig dankbar. Hätten wir es kaufen müssen, hätten wir uns das auch nicht leisten können. 💁🏻‍♀️

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