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Linguine mit Flusskrebsschwänzen und Queller in Miso-Rahm

Auf braun geflecktem Untergrund steht ein schwarzer Teller mit einer Portion Linguine mit Flusskrebsschwänzen und Queller in Miso-Rahm, bestreut mit gemahlenem weißen Pfeffer. Rechts neben dem Teller liegt eine beigefarbene Leinenserviette mit Häkelrand und eine silberne Gabel. Oberhalb davon liegt eine halbe Zitrone mit einer hölzernen Saftpresse. Links daneben liegen 5 Zweige Queller.

So, hoch die Hände – wer hat schon mal Queller gegessen? Bekannt auch unter dem schönen Namen Salicornes. Queller ist nicht etwa eine Alge, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern eine Pflanze, die vornehmlich auf der Nordhalbkugel zu finden ist und dort auf Wattböden der Küsten oder salzigen Stellen im Binnenland wächst. (Quelle für das Queller-Wissen – haha, das war ein Wortwitz – ist Wikipedia, falls Du Dein Wissen vertiefen möchtest.). Nur soviel in Kürze: Die Pflanzen nehmen das Salz aus dem Boden auf und reichern sich gleichzeitig selbst mit Wasser an, um den eigenen Salzgehalt auf einem erträglichen Level zu halten. Das macht die kleinen Stängel super saftig und dadurch schmecken sie leicht salzig und nach Meer.

Ich habe Queller vor Jahren im Urlaub an der englischen Küste kennengelernt, in Whitstable. Whitstable ist ein ganz bezaubernder Ort in der Grafschaft Kent und nach der Ankunft mit der Fähre in Dover in nur 40 Minuten mit dem Auto zu erreichen. Wir haben uns auf der Stelle in diesen schnuckeligen Ort am Meer verliebt und sind seit unserem ersten Besuch im Jahr 2009 – damals noch mit den Kindern – noch einige Male dort gewesen. Und es ist nach wie vor ein Sehnsuchtsort, an den wir ganz sicher irgendwann zurückkehren werden.

Bunte Strandhütten am Strand von Whitstable, von hinten betrachtet mit Blick auf‘s Meer.
Bunte Strandhütten am Meer

Whitstable ist berühmt für seine Austernfischerei und man kann dort ganz fantastisch aller Art Fisch und sonstiges Meeresgetier bekommen. Entweder frisch direkt am Hafen vom Händler kaufen – Austern gibt‘s da auf die Hand, wie hier Pommes – oder in einem der zahlreichen und wirklich guten Restaurants verspeisen. Und so kam es, dass ich nicht nur Queller zum ersten Mal in Whitstable gegessen habe, sondern auch Austern:

Odette steht vor dunklem Hintergrund und isst mit einer weißen Plastikgabel die erste Auster Ihres Lebens.
Die erste Auster meines Lebens

Bei uns bekommt man Queller ab und an beim Fischhändler. Oder im gut sortierten Supermarkt mit kleiner Fischtheke. Ich kann da immer nicht dran vorbeigehen und hole mir eine Handvoll Urlaubsfeeling damit nach Hause. Du kannst Queller ganz einfach roh über Fischgerichte streuen oder unter einen Salat mischen. Ich mag ihn super gerne mit Nudeln, wie in dem hier vorgestellten Gericht mit Flusskrebsschwänzen und cremigem Miso-Rahm. Njam.

Solltest Du in Hintertupfingen wohnen und weder Queller noch Flusskrebsschwänze bekommen können, kannst Du dieses Gericht auch stattdessen mit Garnelen und einem grünen Gemüse (für den schönen Farbkontrast) zubereiten. Da würde sich im Frühling z.B. grüner Spargel anbieten oder Babyspinat das ganze Jahr über. Queller hat einen recht zarten Eigengeschmack, der sich nicht maßgeblich auf das Gericht auswirkt. Aber die Kombination mit der Sauce schmeckt zu gut, um das Rezept nicht auszuprobieren!

Das Rezept ist für 2 Personen und ruckzuck fertig.

Man nehme

  • 200 g Linguine (oder Spaghetti)
  • 150 g Flusskrebsschwänze (oder Garnelen)
  • 1 Handvoll Queller
  • 1 Becher Sahne
  • 1 Schalotte, fein gehackt
  • 1 TL Ghee (oder Butterschmalz)
  • Saft und abgeriebene Schale einer halben Zitrone
  • 1 EL Shiro-Miso (eine helle und milde Misopaste aus Reis. Bekommst Du im Asia-Supermarkt, im Bioladen oder im Zweifelsfall online.)
  • Salz und weißer (!) Pfeffer aus der Mühle

So geht‘s

Koche die Linguine nach Packungsanweisung in reichlich gesalzenem Wasser. Dein Nudelwasser sollte nach Meer schmecken, dann ist es genau richtig.

Parallel dazu schwitze die Schalottenwürfel in dem Ghee glasig an. Sie sollen nicht braun werden.

Gib die Sahne und die abgeriebene Zitronenschale zu und lasse die Sauce kurz köcheln. Dann stellst Du den Herd auf Warmhalten (oder einfach die Platte aus, wenn Du einen herkömmlichen Elektroherd hast), gibst die Misopaste und den Zitronensaft zu und rührst beides unter. Mit Salz und etwas frisch gemahlenem weißen Pfeffer abschmecken.

Gibt die Flusskrebsschwänze zu und lasse sie in der Sauce warm werden. Nicht mehr kochen, sonst werden die Schwänzchen zu zähen Flummis!

Wenn die Nudeln fertig sind, gießt Du sie ab und gibst Sie in eine Schüssel. Gieße die Sauce darüber und hebe die Nudeln mit der Sauce gut durch. Ganz zum Schluss gibst Du den Queller darüber. Er fällt durch die Hitze des Gerichts ganz schnell zusammen und wird dann bräunlich. Das möchten wir nicht…

Zum Servieren mahlst Du über jeden Teller nochmal eine Extraportion weißen Pfeffer.

Lass es Dir schmecken!

Eine himmelblau gestrichene Strandhütte mit Holzveranda. Über der Tür hängt eine aus Holz geschnittene Meerjungfrau mit großen Brüsten, auf dem Schwanz steht „Eds Dream“.
Wovon Ed so träumt…

6 Comments

  • Heinemann Renate

    Meine Hand ist ganz oben. Queller kenne ich als Zeekraal. So nennt man das in den Niederlanden. Das ist mein Lieblingsgericht in den Urlauben in Holland.
    Danke für das schöne Rezept

    • Odette

      Aaahhh, das hätte ich mir ja denken können, dass Du das kennst! 😃 In Holland haben wir tatsächlich noch nie Queller gegessen, aber Du hast ja recht, das ist dort natürlich naheliegend und der Sohn hat bei unserem letzten Besuch in Middelburg auch welchen aus dem Supermarkt mit nach Hause genommen!

  • Claudia

    Meine Hand bleibt unten – weder kenn ich Queller noch Whitstable, aber beides klingt interessant und möchte ich auch gerne kennen lernen. Leider aber wohn ich tatsächlich in Hintertupfingen (das könnte theoretisch ganz Österreich sein 😉) und werde hier wohl nie die Quelle für Queller finden 🤷🏼‍♀️
    Da ich kein Freund von „ich koch ein Gericht mit 6 Zutaten, von denen ich 5 nicht hab und ersetze sie durch 13 andere, nebenbei würz ich auch ganz anders“ 🤣🤣 bin, und sag dann vielleicht noch, dass das Rezept doof ist 😉
    Also werde ich warten, Augen und Ohren offen halten, und irgendwann hoffentlich in den Genuss kommen, und wenn ich bis nach Whitstable reisen muss, was mir nichts machen würde, da du mir das Örtchen richtig schmackhaft gemacht hast 💛
    Austern hab ich tatsächlich auch erstmasl in einem ganz kleinen Örtchen an der französichen Küste verkostet…. später noch mal in Hamburg, aber es ist nichts, nach was ich mich verzehr….

    • Odette

      Ich kann gut verstehen, dass Du hier nix ersetzen magst und lieber auf den richtigen Zeitpunkt wartest. Die Meerestierchen auszutauschen ist tatsächlich überhaupt kein Problem, aber sobald der Queller ersetzt wird, ist es ein anderes Gericht. Was trotzdem lecker sein kann. Aber der Clou ist dann nicht mehr vorhanden. 🤷🏻‍♀️ Eine Reise nach Südengland kann ich Dir nur wärmstens ans Herz legen. Wobei wir dort noch nie gecampt haben, sondern immer in B&Bs übernachtet haben. Oder Häuschen gemietet hatten. Die Campingplätze in GB sind – nun ja – nicht sooo schön. Zumindest nicht, was wir gesehen haben. Aber England ist ein wunderschönes Urlaubsland und wir hatten IMMER Glück mit dem Wetter! Und das Essen ist (danke Jamie) in den letzten Jahren auch immer besser geworden, so dass man auch durchaus Restaurants besuchen kann! 😜

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