Arme Ritter
Lebensmittelverschwendung ist in den letzten Jahren ja ein großes Thema geworden. Zu Recht, denn jeder Deutsche wirft pro Jahr ca. 75 Kilo Lebensmittel in den Müll! Jeder Deutsche! 75 Kilo! Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Natürlich betrifft das nicht nur die Lebensmittel in Deinem persönlichen Kühlschrank oder Deiner Vorratskammer. Das Ganze fängt schon auf dem Acker an, wo Gemüse aussortiert wird, das nicht irgendwelchen EU-Normen entspricht. Dann überstehen empfindliche Obst- und Gemüsesorten den oft langen Weg vom Feld in den Supermarkt nicht. Wenn sie heil dort angekommen sind, können viele Produkte nicht rechtzeitig verkauft werden, weil einfach viel zu viel produziert wird. Sie verderben noch im Laden oder werden aussortiert, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft oder schon abgelaufen ist.
Und jetzt kommen wir langsam zu Dir und mir. Ich muss zugeben: auch ich entsorge ab und zu Lebensmittel. Wobei ich sagen muss, dass ich Mindesthaltbarkeitsdaten sehr frei auslege und mich da absolut auf meine Sinne verlasse. Sieht das Produkt noch gut aus? Riecht es noch gut? Beides mit Ja beantwortet? Super! Im Zweifelsfall probiere ich eine Messerspitze voll. Das Mindesthaltbarkeitsdatum sagt nämlich genau das aus: Ohne Qualitätsverluste mindestens haltbar bis… . Aber viele Lebensmittel sind auch Tage, Wochen oder gar Monate nach Ablauf des Datums noch gut und lecker! Also vertrau Deinen Sinnen! Das gilt übrigens nicht für Produkte mit dem „Zu verbrauchen bis…“-Hinweis. Der findet sich auf frischen Lebensmitteln wie z.B. Fisch oder Fleisch. Hier machst Du bitte keine Experimente!
Wenn Du noch viel mehr zum Thema lesen willst und ein paar Ideen brauchst, welchen Beitrag Du persönlich leisten kannst, um weniger Lebensmittel zu verschwenden, dann schau einfach mal bei der Verbraucherzentrale vorbei. Die haben das Thema toll aufbereitet!
Ich bemühe mich jedenfalls schon seit ein paar Jahren darum, weniger Lebensmittel wegzuwerfen. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut. Hüstel. Aber ich bemühe mich wirklich! Wie hier schon geschrieben, sind meine Eltern im Krieg aufgewachsen und wussten, was Hunger bedeutet. Das heißt, dass ich mit der Wertschätzung von Lebensmitteln groß geworden bin. Andererseits gab (und gibt) es seit Jahrzehnten Lebensmittel in Hülle und Fülle, so dass man sich als junger Mensch schon fragt, warum man das alte Brot erst aufessen soll, bevor der frische Laib angeschnitten werden darf.
Gerade Brotreste schmeiße ich oft weg. Altbackenes Brot lässt sich ein paar Tage super toasten (wir essen sehr viel getoastetes Brot), aber irgendwann ist der „Break Even Point“ erreicht. Und so viel Paniermehl oder Croûtons braucht kein Mensch. Aber was bei mir nie im Müll landet, ist Hefezopf oder Stuten, wie man im Rheinland sagt. Ein süßes Hefebrot. Je nach Region hat das Kind ja einen anderen Namen, wie heißt das bei Dir?
Stuten schmeckt am allerbesten ganz frisch. Fluffig muss er sein. An Tag zwei ist er schon nicht mehr ganz so geil aber immer noch okay. An Tag drei ist er leider nur noch „drüsch“, das heißt trocken, und nicht mehr lecker. Aber dann schlägt seine große Stunde! Denn bei jedem Stuten-Kauf plane ich Arme Ritter quasi schon mit ein! Die adeln jedes Frühstück und man hat nie den Eindruck, freudlose Reste essen zu müssen. Selbst wenn der Stuten schon eine Woche alt ist (und einigermaßen gut verpackt war): Das Rezept funktioniert immer und schmeckt köstlich. Das ist persönlich mehrfach getestet und bewiesen. Und super schnell gemacht sind Arme Ritter auch noch!
Man nehme
- 4 dicke Scheiben altbackenen Stuten oder Hefezopf
- 2 Eier
- 60 ml Milch (von der Kuh oder Mandel- oder Kokosmilch)
- ein bisschen Vanille (1/4 Stange frische Vanille, ausgekratzt, oder 1-2 TL als Sirup, Extrakt oder Zucker – völlig egal. Nimm, was Du da hast!)
- 1 EL Ghee (Butterschmalz, das liefert tollen Buttergeschmack, ohne beim Braten zu verbrennen)
- Puderzucker
- frische Früchte oder Kompott
So geht’s
Verquirle die Eier mit der Milch und der Vanille in einer flachen Form. Du brauchst hier tatsächlich keinen Zucker, es sei denn, Du hast nur Vanillezucker da und verwendest den. Aber der Stuten ist ja schon leicht süß und hinterher kommt Puderzucker drauf, das reicht völlig!
Lege die vier Hefebrotscheiben in die Eiermilch und lasse sie einweichen. Nach ein paar Minuten wenden. Die Flüssigkeit sollte möglichst komplett aufgenommen sein.
Zerlasse das Ghee oder Butterschmalz in einer großen Pfanne. Brate die eingeweichten Scheiben bei mittlerer Temperatur von beiden Seiten goldbraun.
Anschließend mit Puderzucker bestäuben und noch warm mit frischen Früchten oder einem Kompott servieren.
2 Comments
Marcus
Das erinnert mich an meine Kindheit. Meine mutter hatte ein Ähnliches Rezept gehabt. Kann es Kaum erwarten selbst zu machen und die Nostalgie ihren freien lauf zu lassen. 🙂
Odette
Kulinarische Kindheitserinnerungen sind schon etwas Besonderes. Freut mich sehr, dass ich die in Dir geweckt habe. Lass es Dir schmecken!