Fleischeslust,  Rezepte

Hähnchen in Pastis – ein Ausflug in die Provence

Ein grau-braun gefleckter Untergrund. Auf einem runden Vintage-Gitterrost steht ein runder schwarzer Bräter. Darin liegt ein goldbraun gebratenes Hähnchen in Pastis auf einem Bett aus Kartoffeln und Knoblauch. Rechts neben dem Bräter liegt eine Serviette und ein antikes Tranchierbesteck. Oberhalb des Topfes steht eine Flasche Pastis, ein offenes Glas mit herausfallenden Fenchelsamen und ein Zweig Lorbeerblätter.

Heute machen wir eine Reise in die Provence! Kommst Du mit? Normalerweise fahren wir mindestens einmal im Jahr nach Frankreich. Natürlich mit unserem Wohnwagen, Die Kuschelbude genannt. Im Frühsommer gerne in die Provence und im Herbst gerne in die Normandie. Wir sind das, was man wohl frankophil nennt. Ich liebe das Land, die Sprache und das Essen. Und die Liebe der Franzosen zum Essen. Gut, diese Liebe zum Essen haben Italiener zum Beispiel auch; trotzdem zieht es mich immer nach Frankreich. Und da wir schon im vergangenen Jahr nicht dort waren und es ganz so aussieht, als würden wir auch in diesem Jahr nicht dorthin kommen, muss ich eben auf kulinarische Reisen gehen. Mit Hähnchen in Pastis geht’s auf in die Provence.

Kulinarische Reisen sind – dank der allgemeinen Verzweiflung ob der anscheinend nicht enden wollenden Pandemie-Lage – bei Foodbloggern gerade sehr beliebt. Holt man sich so doch ein bisschen Fremde (oder eben auch Vertrautheit) auf den Teller und gibt der Sehnsucht Futter. Mein überaus geschätzter Bloggerkollege Günter von Ein Nudelsieb bloggt zum Beispiel unternimmt gerade gar eine kulinarische Weltreise, die einen in die entlegensten Winkel führt und Spezialitäten vorstellt, die er auf seine unnachahmliche nudelsieb’sche Art interpretiert. Wenn Du nach dem Ausflug in die Provence also noch woanders hin möchtest, dann geh dort mal gucken!

Ich selber habe übrigens gerade eine kulinarische Reise nach Österreich unternommen und ein Rezept meiner österreichischen Bloggerfreundin Claudia von Myclaudstories ausprobiert. Claudia ist – im Gegensatz zu mir – eine echte Backfee und backt, was das Zeug hält. Du erinnerst Dich vielleicht, dass Backen nicht so mein Thema ist? Trotzdem habe ich mich weit aus dem Fenster gelehnt und ein österreichisches Traditionsgebäck, sogenannte Osterpinze, nach ihrem Rezept gebacken. Um die Sache direkt auf den Punkt zu bringen: es hat leider nicht wirklich geklappt und bestätigt mich wieder in meiner Ansicht, dass Backen blöd ist. Anstatt kugelig fluffiger Hefebrötchen habe ich eher kleine Fladenbrote gebacken, die optisch nichts, aber auch gar nichts, mit dem Original zu tun hatten. Das Ausmaß der Katastrophe habe ich nur in einer Instagram-Story festgehalten, über die ich jetzt den Mantel des Vergessens decke! Geschmeckt haben sie übrigens trotzdem.

So, nach diesen kleinen Schlenkern beamen wir uns nun also in die Provence:

Eine ansteigende Gasse in der provençalischen Altstadt von Uzès. Rechts und links helle Sandsteinhäuser mit pastellfarbenen Fensterläden, zum Teil mit rankendem Wein bewachsen. Knallblauer Himmel und Sonne.

Angekommen? Dann stell Dir vor, Du sitzt vielleicht hier:

Ein Foto aus Avignon. Unter einem riesigen, knorrigen und uralten Baum stehen zwei kleine schwarze Tische mit Stühlen eines Restaurants an einer niedrigen alten Steinmauer. Auf den Tischen stehen Gläser auf pinkfarbenen Servietten bereit. Im Hintergrund sieht man Teile einer alten Kirche und grün berankte schmiedeeiserne Gitter.

…und bekommst neben einem „pichet de vin“ – einer kleinen Karaffe Wein – und einer „carafe d‘eau“ – eine Karaffe mit kostenlosem Leitungswasser, die es in Frankreich in jedem Restaurant gibt, wenn man nur danach fragt – einen Bräter mit einem butterzart gegarten Hähnchen in Pastis. Mit knusprig goldener Haut. Weich gegarten Kartoffeln und viiieeel Knoblauch. Und natürlich dem Aroma von Pastis. Ein französischer Anisschnaps, den ich wohl nicht weiter erklären muss. Natürlich geht auch Pernod, eine andere bekannte Marke. Dieser Duft, der schon durch Deine Küche zieht wenn der Topf noch im Ofen ist, ist der Hammer. Und wenn Du dann den Deckel abnimmst – moah!

Das Rezept für mein Hähnchen in Pastis ist für 4 Personen. Muss ich erwähnen, dass wir das oben abgebildete Huhn von gut 1,8 kg zu dritt verspeist haben? Irgendwie macht Fleisch den besten Mann von allen nie so schnell satt wie Gemüse! Komisch.

Man nehme

  • 1 Huhn oder Hähnchen in Bio-Qualität bitteschön, von mindestens 1,5 kg Gewicht. Mehr schadet nicht.
  • 3 größere junge Kartoffeln mit Schale, gewaschen und in größere Stücke zerteilt
  • 1 kleine Knolle frischen Knoblauch. Ja, wirklich. In einzelne Zehen zerlegt, die Haut aber dranlassen!
  • 3 Lorbeerblätter
  • 1 Zweig Rosmarin
  • 5 EL Pastis
  • 1 EL Fenchelsamen
  • 1 EL Ghee (oder Butterschmalz)
  • Salz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle

So geht‘s

Heize den Backofen auf 200 Grad O/U vor.

Wasche das Hähnchen von innen und außen und tupfe es trocken. Ich schneide immer den Bürzel ab, ohne allerdings sagen zu können warum. Stecke dann die Lorbeerblätter und den Rosmarinzweig in den Bauch und würze das Hähnchen mit Salz und Pfeffer.

Zerlasse das Ghee in einem Bräter, zu dem Du einen Deckel besitzt. Brate das Huhn von allen Seiten kurz an und lege es dann mit der Brustseite nach oben. Verteile die Kartoffelstücke und die Knoblauchzehen ringsherum. Träufle dann den Pastis über alles und streue abschließend die Fenchelsamen über das Gericht. Deckel drauf und ab in den Ofen.

Nach 60 Minuten nimmst Du den Deckel ab (wenn Dein Hähnchen kleiner ist, reichen möglicherweise auch 50 Minuten) und schiebst den Bräter nochmal für etwa 15 Minute offen in den Ofen. Das Huhn sollte eine knusprig braune Haut haben und am besten von selbst auseinander fallen.

Im Topf servieren. Am Boden hat sich ein köstlicher Sud gebildet, der über Fleisch und Kartoffeln gelöffelt werden sollte. Und die Knoblauchzehen sind ganz weich und lassen sich leicht aus ihren Häuten drücken – die musst Du unbedingt mitessen, sie sind einfach umwerfend!

Lass es Dir schmecken!

6 Comments

  • Claudia

    Liebe Oda, ich verspreche nun hoch und heilig, dass ich mir nächstes Jahr besonders viel Zeit dafür nehme, dir das Backen schmackhaft zu machen, und nur mehr solche Rezepte zu veröffentlichen, die dir die Liebe dazu näher bringen 😇 Ich hab direkt ein schlechtes Gewissen 🙈
    ODER, Oda, (ich liebe dieses Wortspiel, sorry 🤣), wir treffen uns in der Provence (oder von mir aus auch in der Normandie), natürlich mit dem Camper, und du zeigst mir mal was Pastis ist 🙄🤷🏼‍♀️💛, damit ich dann dieses tolle besoffene Hähnchen mit „etwas“ Knoblauch braten kann. Im Anschluss schlagen wir dann bei mir zu Hause in Österreich unser Lager auf und ich bringe dir das Backen näher #wirbackendas 💛 Aber ich sag gleich: bei mir werden nur einfache und ursprüngliche Zutaten verwendet 😇 Milch kommt vonner Kuh 😉
    Ich liebe deine Rezepte, aber das weißt du ja schon – du verführst mich zu den ungewöhnlichsten Gemüse-Nachkochaktionen und ich biete dir die einmalige Challenge an, dass du für jedes Rezepte, das ich von dir nachKOCHE, von mir etwas nachBACKEN musst. 😉 Na, da bist du wohl nicht dabei, oder ODA? 😉😘😘

    • Odette

      Ach Du Süße, ein schlechtes Gewissen ist absolut nicht nötig! Ich kann mit meinem Unvermögen ganz gut leben… 😁 Ich hab ja noch die Eiweiß im Kühlschrank und werde mich morgen an dem Schokokuchen versuchen. Der beste Mann von allen hat nämlich morgen Geburtstag! 😇 Damit wären wir dann erstmal quitt mit der „ich backe, Du kochst“-Challenge, oder? 😅 Aber grundsätzlich ist das eine total lustige Idee und ich bin merkwürdig interessiert an einer losen Reihe. 🤭 Solange ich keine Fondant-Torten backen muss!!! 🤣
      Das Treffen in der Provence ist gebucht, Ihr würdet es da lieben, ich bin sicher! Und Österreich ist ja eh gebucht – im nächsten Leben oder wann immer das wieder möglich sein wird… #fckcorona 🙄

      • Claudia

        oh mein Gott – der Schokokuchen😳 🤣 – ja Gott sei Dank ist dieses Rezept ja nicht von mir 😉 – du findest es übrigens jetzt auf meinem Blog 😇 unter den Pinzen – damit ich da mal auf Nummer „sicher“ geh 😉 ich will mich ja nicht für den verpatzen Geburtstagskuchen des besten Ehemann von allen verantwortlich zeichnen 🤣
        Österreich und die Provence und die ganze Welt – gerne jederzeit und immer, wenn wir denn wieder dürfen wie wir wollen… #fuckauch 😉
        „ich koche – du backst“ gilt 😉 ganz locker und ohne Zwang einfach nur zum „Spaß an der Freud“ find ich mega… und WAS du backst, kannst du dir ja aussuchen, genauso wie ich mir ja aussuche, was ich von dir nachkoche…wenn ich denn die Zutaten immer alle kennen würde 😳🙄 🤣🤣🤣🤷🏼‍♀️

  • Günter

    Liebste Odette,
    nach diesem Beitrag ist das Fernweh gleich noch einmal größer und Frankreich steht natürlich auch noch auf meiner Weltreise-Liste, wobei dein Hähnchen schon perfekt dafür passen würde.😍 Es sind gerade diese einfachen Gerichte, die mit ganz wenig Zutaten auskommen und das Gefühl für und die Erinnerungen an das Land erwecken. Mir geht’s mit Italien, da geografisch viel näher, bei vielen Köstlichkeiten genau so. Auf jeden Fall hat dein Hähnchen Potenzial der nächste Sonntagsbraten bei mir zu werden!
    Vielen Dank und liebe Grüße
    Günter

    PS: Musst du immer am Sonn- oder Feiertag posten? Wo soll ich heute ein Huhn herbekommen?😂

    PPS: Das mit der Pinze üben wir nächstes Jahr noch einmal. #wirbackendas

    • Odette

      Ach Günter, das freut mich so, vielen lieben Dank!!! 🙃💝 Für uns ist Italien ähnlich weit weg wie Südfrankreich. Wir haben es schon drei-, viermal an die norditalienischen Seen geschafft und an die ligurische Küste (und etwa hunderttausendmal nach Frankreich 😁). Aber da gibt‘s noch viel Nachholbedarf, ich weiß… Deine Idee, Dir die Einkaufsliste immer 2 Tage vorab zu schicken, finde ich super, so machen wir das! 😂 Und was die Pinze betrifft, muss jetzt erstmal ein Jahr Gras über die Sache wachsen, vielleicht bin ich dann bereit für einen neuen Versuch! 🙈 Aber lieben Dank für Dein Angebot, ich weiß das zu schätzen! 😘

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