Eine Schale voll Glück: Hühnersuppe
Ich bin jetzt in einem Alter, in dem der Hausarzt bei einem Check-up eine Darmspiegelung empfiehlt. Schluck. Super Thema für einen Kochblog, ne? Meine Ärztin also ganz fröhlich: „Was halten Sie denn von einer Darmspiegelung?“ Mein inneres Ich (etwa 12 Jahre alt): „Ohgottohgott, naaaiiinnn, ich will nicht!!!“. Mein äußeres Ich (cool und erwachsen): „Hm, ich weiß nicht so recht…“. Daraufhin hat sie eine solch flammende und begeisterte Fürsprache gehalten (sie hat gut reden, hat sie doch noch so etwa 20 Jahre, bis das ein Thema für sie selbst wird…), dass ich mein inneres Ich kurzerhand in den Keller gesperrt habe und todesmutig zugesagt habe. Ich glaube, wirklich erwachsen ist man nicht, wenn man seine erste Steuererklärung gemacht hat, sondern wenn man seine erste Darmspiegelung hinter sich hat!
Falls Du Dich fragst, wie ich jetzt den Bogen zur Hühnersuppe schlage – ganz einfach! In der Woche vor der Untersuchung ist Schonkost angesagt. Ballaststoffarme und leicht verdauliche Kost. Keine Vollkornprodukte, keine Körner, nichts mit kleinen Kernen (Tomaten, Gurke, Zucchini, Kiwi etc.), nichts mit Fasern. Am besten alles püriert. Also genau das, was ich normalerweise eher nicht esse. Dann kommt der sogenannte Abführtag, an dem man morgens noch ein Weißmehlbrötchen mit Honig oder Gelee (keine Marmelade!) essen darf und danach darf man nur noch klare Flüssigkeit trinken. Und zweimal einen halben Liter Brühe, zum Ausgleich der Elektrolyte. Als ich das in meiner Anweisung las, war mir sofort klar, dass ich dann auf jeden Fall am Vortag eine Hühnersuppe koche.
Hühnersuppe ist wirklich meine absolute Lieblingssuppe; die habe ich mir als Kind schon immer zum Geburtstag gewünscht, wenn meine Mutter fragte, was ich an dem Tag essen möchte. Hühnersuppe ist für mich genau das, was der Titel besagt: Eine Schale voll Glück. Und so bekam der beste Mann von allen gleichzeitig eine vollständige Mahlzeit mit Fleisch, Gemüse und Buchstabennudeln (ganz wichtig!) und ich habe mir die Brühe durch ein Sieb gefiltert und ich kann Dir gar nicht sagen, wie unglaublich wohltuend und befriedigend so eine „nackte“ Hühnerbrühe sein kann, wenn sie mit Zeit und Liebe aus einem Bio-Huhn entsteht.
Ich kann Dir also nur empfehlen, ein wirklich gutes Huhn zu kaufen (sorry, ich weiß, ich werde nicht müde, auf diesem Thema herumzureiten)! Es muss nicht Bio sein, aber dann sollte es zumindest von dem Geflügelhändler Deines Vertrauens stammen (huhu, Ihr Lieben!) und nicht aus Massentierhaltung. Du wirst vielleicht schlucken, wenn Du dann mehr als 20 Euro für so ein Huhn hinblättern musst, aber überleg mal, wieviele Mahlzeiten Du daraus bekommst? Und überleg mal, dass das Huhn bis zum Schlachttag ein Leben hatte, das einigermaßen lebenswert war. Und überleg mal, wer alles an so einem Huhn Geld verdienen muss: Der Bauer, der Schlachter, der Händler. Und wie oft gibst Du mehr als 20 Euro im Restaurant für ein einziges Essen aus, das dann manchmal gar nicht so gut ist? Eben.
Los geht‘s. Das Rezept ist für viele. Wir essen zu zweit zwei bis drei Tage davon; manchmal friere ich etwas ein. Du kannst die Wassermenge natürlich selbst bestimmen. Ich nehme normalerweise für ein Huhn von 1,5 kg bis 1,8 kg eine Wassermenge von 1,5 Liter. In diesem Fall, weil ich ja auch klare Brühe abschöpfen wollte, habe ich 2 Liter Wasser genommen und das funktioniert einwandfrei.
Man nehme
- 1 Huhn mit glücklicher Kindheit von 1,5 kg bis 1,8 kg
- 1 große Zwiebel, ganz und ungeschält – das ist wichtig!
- 1 Lorbeerblatt
- 1,5 Liter bis 2 Liter Wasser
- ca. 1 EL Salz
- 1 große Möhre (oder zwei kleine), in Scheiben oder Würfeln
- 1 Stange Lauch, den hellgrünen und weißen Teil in Ringe geschnitten
- 1 Tasse voll TK-Erbsen
- Currypulver
- Buchstabennudeln oder andere kleine Suppennudeln
So geht‘s
Schneide vom Huhn den Bürzel ab (das habe ich von meiner Mama übernommen und nie hinterfragt) und platziere es in einem großen Topf. Ich benutze einen Schnellkochtopf, aber Du kannst natürlich auch einen normalen großen Kochtopf benutzen. Gib die unzerteilte und ungeschälte Zwiebel und das Lorbeerblatt hinzu. Fülle das Wasser ein und gib das Salz hinzu. Deckel drauf und kochen. Im Schnellkochtopf dauert das 30 Minuten; im normalen Kochtopf eher 60 Minuten. Das Huhn ist gar, wenn es fast auseinander fällt und sich das Fleisch leicht von den Knochen löst.
Nimm das Huhn mit Hilfe von einem Sieblöffel aus der Suppe und lasse es soweit wie möglich abtropfen. Lege es auf ein Brett und lasse es kurz abkühlen. Am besten ziehst Du schon mal die Haut ab und löst die Keulen, dann geht das schneller.
In der Zwischenzeit gibst Du die vorbereiteten Möhren und den Lauch in die Hühnersuppe und lässt sie nochmal 15 bis 20 Minuten köcheln. Dann gib die TK-Erbsen hinzu und lasse sie garziehen, das geht ganz schnell.
Jetzt kommt der anstrengende Teil: Zerlege das Huhn. Trenne das Fleisch von den Knochen, entferne dabei fettigen Glibber, Haut und knorpeliges Zeugs. Ich gebe zu, das dauert ‘ne Weile. Ich höre dabei Podcasts, das macht es etwas unterhaltsamer. (Kleiner Tipp am Rande und neu entdeckt: Lanz & Precht, dazu mehr im nächsten Monatsrückblick.)
Du kannst das Fleisch komplett in Deine Hühnersuppe geben, dann hast Du sehr viel Fleisch darin. Du kannst aber auch die Brüste beiseite legen und für ein anderes Gericht verwenden. Entscheide das, je nachdem, wie groß Dein Huhn war und wieviel Wasser Du verwendet hast.
Jetzt muss die Suppe nur noch abgeschmeckt werden. Überprüfe, ob Salz fehlt und gib eine gute Prise (oder zwei) Curry dran. Ich verwende tatsächlich nie Pfeffer für meine Hühnersuppe.
Koche die Buchstabennudeln nach Packungsanweisung in einem separaten Topf eher knapp gar. Sie weichen später in der Hühnersuppe ohnehin noch auf. Gieße sie ab und vermische sie in ihrem Topf mit einem Esslöffel von der Suppe. Das enthaltene Fett sorgt dafür, dass sie nicht zusammenkleben.
Serviere die Hühnersuppe mit den Buchstabennudeln und lass es Dir schmecken!
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2 Comments
Claudia
Wie hab ich mich darauf gefreut, in Ruhe deine neuen Beiträge zu lesen, liebe Oda. Und du hast mich und mein Warten mehr als belohnt mit diesem überaus erheiternden Beitrag zum Thema „Darmspiegelung und Hühnersuppe“ Das zeigt mir wieder, wie weit man den Bogen als Foodblogger spannen darf. Es könnte jedoch sein, dass du dich nun endgültig aus der österreichischen Award-Bussi-Bussi-Gesellschaft verabschieden musst 😉
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mein 12-jähriges Ich bei „Darmspiegelung“ bis jetzt gesiegt hat, aber nur weil mir die Vorbereitungswoche irgendwie zu kompliziert ist 🤣 Mit deiner Anleitung könnte ich es mir nun aber langsam anders überlegen. Was unangenehme Untersuchungen betrifft, so könnte ich allerdings die Magenspiegelung, die Blasenspiegelung, Urodynamik (besonders peinlich und unangenehm) und die Harnstrahlmessung anbieten und eine besonders schmerzhafte Lumbalpunktion. Dafür bekomm ich bestimmt auch eine Hühnersuppe, oder? Und auf jeden Fall – und so was von fix – natürlich MIT Buchstabennudeln…. damit ich meinen Namen schreiben kann 😉
Was das „gute Huhn“ betrifft, so bin ich natürlich absolut bei dir, auch wenn ich noch sehr schwer damit leben kann, dass ich dann vor der Darmspiegelung womöglich Paula, Lotte oder Daisy versuppt zu mir nehme. Dat war’s dann mit „glücklichem Huhn“ ….
Odette
Ich finde, dass Du auch als Foodblogger die freie Themenwahl hast. Schließlich ist es Dein Blog! Und das Thema Darmspiegelung ist sicher ein gesundheitlich wichtiges Thema und hat man da als Blogger und Influencer (*prust) nicht auch eine Vorbildfunktion? 🤓
Auf jeden Fall bist Du die ungekrönte Königin 👸🏼 der unangenehmen Untersuchungen und den Platz möchte ich Dir gar nicht streitig machen… 🙅🏻♀️ Die Hühnersuppe hast Du Dir also mehr als verdient. Natürlich von anonymen glücklichen Hühnern! 😅