Rezepte,  Suppen

Klassische Linsensuppe

Auf einer großen Baumscheibe stehen zwei weiße Suppentassen aus Porzellan im Landhausstil, darin die klassische Linsensuppe mit Möhren- und Kartoffelstückchen und Fleischwürfeln. Darum herum liegen dekorativ 2 Zwiebeln, ungekochte Linsen, 2 Silberlöffel und eine gemusterte Leinenserviette.

Klassische Linsensuppe gehört ja nicht unbedingt zu den schönsten Gerichten (und Fotomotiven). Als ich das dem besten Mann von allen gegenüber äußerte, sagte er mit Nachdruck: „Doooch!!!“. Was etwas darüber aussagt, wie glücklich ihn dieses Essen gemacht hat! Denn klar ist, dass in die klassische Linsensuppe natürlich richtiges Fleisch von echten Tieren gehört. Auch bei mir! Freunde, die mir auf Instagram folgen und dort in meinen Stories mitverfolgen, was es bei uns so die Woche über zum Abendessen gibt, befürchteten schon, dass ich vollends in die vegane Ecke abdrifte. Aber nein, keine Sorge. Mein Spektrum bleibt bunt und omnivor; ich konnte mich schon immer schlecht festlegen…

Ich bin mit dieser Art von deftigen Suppen und Eintöpfen groß geworden. In meiner Kindheit (damals, weit vor der Währungsreform), gab es in der Regel gute deutsche Hausmannskost bei uns zu Hause. Meine Mutter kochte gut und gerne (das tut sie auch heute noch) und mein Vater liebte es klassisch auf dem Teller. Und bitte keine Experimente – sehr zum Leidwesen meiner Mutter, die sicherlich gerne öfter mal was Neues ausprobiert hätte. So gab es im Winter einen wechselnden Reigen aus Kartoffelsuppe, Grünkohleintopf, Hühnersuppe, Grüne Bohnen-Eintopf (mit Hammelfleisch, *schauder), Steckrübeneintopf (*würg), Erbsensuppe, Rindfleischsuppe, serbische Bohnensuppe, Graupensuppe und natürlich die klassische Linsensuppe. Das klingt jetzt so, als hätten wir immer nur Suppe gegessen – aber ganz so schlimm war es nicht! Und auch meine Kinder sind mit diesen Gerichten großgeworden. Zumindest mit den Leckeren.

Jüngst war ich mit der Lieblingstochter im Supermarkt einkaufen, als ihre Hand bei den Konserven in Richtung Linsensuppe zuckte und sie „Hach, die möchte ich eigentlich gerne mal wieder essen…“ sagte. Wahrscheinlich wurde ihr per Gedankenübertragung übermittelt, dass ich ein, zwei Tage vorher im Bioladen 4 Kasseler Koteletts erstanden hatte, mit der Absicht, damit eine Linsensuppe zu kochen. Zufälle gibt‘s! Die Dose blieb also im Regal und das Tochterkind nahm stattdessen eine Einladung zum Abendessen mit.

Und damit meine Kinder (also zumindest die Tochter, falls der Sohn für den Rest seines Lebens vegan bleiben sollte) auch wissen, wie ich immer meine klassische Linsensuppe zubereitet habe, wenn ich eines Tages tot umfalle, halte ich das Rezept hier fest. Sollte es der Zufall wollen, dass Du noch nie im Leben eine Linsensuppe gekocht hast, oder dass Dein bisheriges Rezept nie so richtig lecker war – dieses hier ist wirklich super. Auch wenn das Gericht keinen Schönheitspreis gewinnt. Satt werden davon ungefähr 6 Personen, aber Eintöpfe muss man eh für viele kochen. Und die werden ja eigentlich mit jedem Aufwärmen nur besser…

Man nehme

  • 350 g braune Tellerlinsen (oder Berglinsen, die etwas kleiner sind und eine kürzere Garzeit haben)
  • 4 Kasseler Koteletts (mit Knochen am Stück, das macht die Suppe extra würzig, oder aber – falls Du keine Lust auf Fleisch von Knochen friemeln hast – auch als Scheiben ohne Knochen, jeweils ca. 1,5 cm dick)
  • 80 g geräucherten Speck in Würfeln
  • evtl. 1 EL Öl
  • 1 große Zwiebel, gewürfelt
  • 2 Möhren, je nach Größe in Scheiben oder gewürfelt
  • 1 Stange Lauch in Ringen
  • 1 Petersilienwurzel (oder ein Stück Sellerie), gewürfelt
  • 2 große Kartoffeln in Würfeln
  • 1 Lorbeerblatt
  • 1 Knoblauchzehe, fein gewürfelt
  • 1 EL getrockneter Majoran
  • Salz
  • Cayennepfeffer
  • 2 EL Balsamico-Essig (okay, der ist jetzt nicht besonders klassisch Deutsch, eigentlich nimmt man Rotweinessig, aber es ist ja auch mein Rezept und ich finde, Balsamico passt hier wahnsinnig gut!)

So geht‘s

Im Schnellkochtopf

Brate die Speckwürfel im Topf bei mittlerer Hitze aus. Wenn der Speck nicht sehr fett ist, gebe ich noch 1 EL Öl dazu. Hebe den Speck anschließend mit einem Sieblöffel auf ein Küchenkrepp und lege ihn beiseite.

Brate die Zwiebelwürfel im Speckfett an und gib dann den Knoblauch und das Gemüse zu. Leg das Kasseler in den Topf, streue die Linsen ringsherum, gib den Majoran zu, gieße 1,5 Liter frisches Wasser an und wirf noch das Lorbeerblatt hinein. Kein Salz!!! Salz, Cayennepfeffer und Balsamico kommen erst an die Suppe, wenn sie fertig gekocht ist.

Verschließe den Topf und koche alles auf höchster Stufe 15 bis 20 Minuten (15 Minuten für Berglinsen; ein Kasselerstück am Knochen würde ich immer einen Tick länger kochen, in dem Fall also eher 20 Minuten), bzw. 20 bis 25 Minuten (für Tellerlinsen).

Den Topf abdampfen. Nimm das Fleisch (und das Lorbeerblatt) aus der Suppe. Eventuell vom Knochen lösen, klein schneiden und zusammen mit den Speckwürfeln zurück in den Topf damit. Jetzt schmeckst Du die Suppe ab; am besten probierst Du erst, denn Kasseler und Speck geben ja auch Salz in die Suppe ab. Es kann sein, dass Du tatsächlich nur Cayennepfeffer und Balsamico brauchst!

Im Kochtopf

Zubereitung ganz ähnlich wie oben, allerdings ist die Garzeit doppelt so lang. Gut 30 Minuten für Berglinsen und ca. 45 Minuten für Tellerlinsen (siehe auch die Hinweise auf der Verpackung). Daher würde ich bei Tellerlinsen Fleisch und Linsen ca. 20 Minuten vorgaren und dann erst das Gemüse in den Topf geben, damit es nicht total matschig wird.

3 Comments

  • Arthurs Tochter

    Liebe Odette,
    „in die vegane Ecke abdriften …“ klingt gleich so spooky. Vegan ist ja schon lange keine Ecke mehr und man driftet nicht ab, das ist schließlich keine Sekte 😀
    Ich finde Deine Linsensuppe ganz formidable, genau wie jedes Rezept von Dir. Es gab mal vor Jahren eine Bloggerin, die hat den Begriff „Speckvegetarier“ geschaffen, also gerne vegetarisch essen mit Speckgeschmack 😉
    Ich mag dieses Wort bis heute sehr gerne. Sehr oft reicht mir zum Beispiel bei einem guten Schmorbraten die Sauce mit dem Gemüse. Das ist natürlich Quatsch (mit Soße), gäbe es doch die Sauce nicht, ohne das Fleisch (jedenfalls nicht so) aber Du weißt, was ich meine, oder?

    Auf die nächste Speckdippe und den nächsten Rohkostsalat, in diesem Sinne 😀

    • Odette

      Das habe ich absichtlich so formuliert – vielleicht hätte ich es in Anführungszeichen setzen sollen. Denn für die, die diese Befürchtungen äußern, ist es genau das: spooky. 🤷🏻‍♀️ Es gibt (zumindest in meinem Umfeld) noch ganz schön viele Leute, die Veganismus für eine “spinnerte Idee” halten – trust me!
      Und der Begriff “Speckvegetarier” gefällt mir auch ausnehmend gut, das trifft für mich auch oft zu. 😄

  • Claudia

    Mit Erleichterung stelle ich fest, dass im Hause Odettekocht auch ganz normal gespeist wird (auch Essen, dass nicht ganz so schön herzeigbar ist 😉) Und noch mehr freut mich dein Mut, das auch zu zeigen und dazu zu stehen. Machen auch nicht alle. Abgesehen davon, finde ich, dass du es durchaus wunderschön präsentiert hast 💛 Auch ich bin gut bürgerlich aufgewachsen. Man hielt damals nicht viel von kulinarischen Trends und Kunststücken. Viel mehr war man zu dieser Zeit über die neu am Markt aufgetauchten Fix-Produkte froh (zumindest meine Mutter🙈), da es absolute Erleichterung brachte. Kochen hatte viel mit Sattmachen und Kräftigen zu tun. Dafür haben sich Eintöpfe einfach perfekt geeignet, weil viele Menschen auch noch harter körperlicher Arbeit nachgingen. Da stand nicht der Muskelaufbau und das Fitnesstraining im Vordergrund, kein Mensch hat gemessen, ob der Fettanteil oder der Knochenanteil überwiegt, niemand hat darüber nachgedacht, wie er Eier durch Pulver ersetzen könnte, vielmehr war man froh, wenn man „die echten Produkte“ bekam. Ja, so ändern sich die Zeiten. Linseneintopf immer wieder gerne, bei uns ohne Fleich 😉 bloß mit Speck eine sehr beliebte Mahlzeit 💛

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